Frauensolidarität ist grenzenlos! Franziska Reich erhält Frauenpreis

Sybill Przegendza

Franzi Reich ist seit 2016 Mitglied unseres Kreisverbandes, nachdem sie bereits ein Jahr lang für die Partei Die LINKE. aktiv gewesen ist. In der vergangenen Legislatur wurde sie in den Vorstand des Kreisverbandes gewählt und gehört außerdem seit 2019 zur Kreistagsfraktion der Linken im Saale-Holzland-Kreis. Dort ist sie außerdem im Jugendhilfeausschuss tätig und hat sich für ihre Arbeit einige Ziele gesetzt.

Wie auf Franzis Flyer zur Transparenz ihrer Kreistagstätigkeit zu lesen ist, setzt sie sich im Kreistag für die Sichtbarkeit von queeren und feministischen Themen ein. Das ist ihr auch bereits gelungen, zum Beispiel mit einem Antrag zum Hissen der Regenbogenflagge am IdaHoBit, dem schließlich im Jahr 2022 stattgegeben wurde.

Darüber hinaus gab es auf ihre Initiative hin seitens der Fraktion eine Anfrage zum Thema häusliche Gewalt und der Unterbringung von Betroffenen innerhalb des Landkreises, um auf das Thema aufmerksam zu machen, was im Übrigen bereits vor der Pandemie geschah und in der letzten zwei Jahren sicherlich noch wichtiger geworden ist.

Sie setzt sich also aktiv für Betroffene ein, recherchiert die Bedarfe, kann in dazugehörigen Diskussionen mit Fachwissen punkten und macht sich für die Interessen der Betroffenen stark. Im Jugendhilfeausschuss arbeitet Franzi aktiv daran mit, dass z.B. die Jugendpauschale erhöht wird, dass neue Stellen für Schulsozialarbeiter*innen im Landkreis geschaffen wurden. Sie nutzt ihre eigenen Erfahrungen als junge Frau bei der Erarbeitung eines kreisübergreifenden Konzepts zur Jugendbeteiligung, trifft sich mit den verschiedenen Beteiligungsgremien und strebt die Schaffung eines Nachhaltigkeits- und Umweltbeirats auf Kreisebene an. 

All das stemmt Franzi, die gerade erst 23 ist, im Ehrenamt, neben ihrem Studium und ihren anderen Verpflichtungen, aber ihr eigentliches Engagement liegt weit über den administrativen Dingen, den Versammlungen und öffentlichen Terminen. Immer dann, wenn auf dem oft mühsamen, kommunalpolitischen Weg zu viele Steine in Form von langwierigen Anfragen, Anträgen oder Diskussionen liegen, nutzt Franzi "andere" Möglichkeiten, die ihr die Demokratie bietet. Zusammen mit weiteren Menschen im Landkreis hat sie AIS gegründet - eine Gruppierung, die sich selbst als "antifaschistisch - initiativ - solidarisch" bezeichnet und auch genau das ist.

Immer dann, wenn im Landkreis ein AfD-Politiker (und ja, es handelt sich ausschließlich um Männer) sprechen oder ein Büro eröffnen will, ist AIS mit einem Gegenprotest vor Ort und macht lautstark klar, dass es im "ach so ruhigen Hinterland" keinen Platz für Nazis gibt. Häufig sind das kurzfristig organisierte und angemeldete Kundgebungen, die durch Franzis umfangreiches Netzwerk getragen und unterstützt werden.

Durch diese Initiative werden auch die Veranstaltungen unter dem Motto "Kahla Courage", zum IDaHoBIT oder zum Frauen*Kampftag in Kahla organisiert. Das sind Tage, an denen Frauen und queere Personen supportet und sichtbar gemacht werden. Zusammen mit verschiedenen Partner*innen stellt Franzi dann ein Programm zusammen, in dem neben feministischer und antifaschistischer Musik auch Platz für Sensibilisierungsworkshops und Infostände von queeren und feministischen Organisationen sowie Podiumsdiskussionen mit den Betroffenen von rechter, rassistischer oder sexuell motivierter Gewalt ist. Diese Veranstaltungen sind für alle Interessierten zugänglich und für viele Menschen im Landkreis, die sonst im ländlichen Raum Ablehnung erfahren, ein wichtiger Anlaufpunkt. Das Besondere daran ist außerdem, dass es in Kahla sowohl für solche Veranstaltungen, als auch für den Demokratieladen, in dem Franzi ebenfalls engagiert ist, nicht immer einfach, um nicht zu sagen, gefährlich ist. Die Saalestadt vor den Toren Jenas gilt als Treffpunkt von rechten Akteuren und so haben engagierte Menschen wie Franzi Reich dort immer wieder mit entsprechenden Anfeindungen zu kämpfen.

Es gab sogar schon einen regelrechten Hetz-Brief aus den Reihen der neurechten Initiative “Aufbruch und Erneuerung”. Aber davon lässt sich Franzi nicht einschüchtern!

Schließlich möchten wir noch ein Projekt ergänzen, welches ebenfalls auf Franzis Idee hin in Kooperation von AIS mit dem Jugendhaus Hermsdorf organisiert und vom Lokalen Aktionsplan finanziert wurde. Vor gut einem Jahr, und zwar genau am 25.09.2021, fand in Hermsdorf der erste FLINTA*-Skatetag statt, an dem der Skatepark im Herzen des Tridelta Campus' zum geschützten Raum für FLINTA*-Personen (also Frauen, Lesben, Inter*, Nicht-Binäre, Trans* und A-Gender) wurde, die zwar gern mal aufs Skateboard oder den Scooter steigen, sich aber häufig nicht trauen, weil sie dort von den oft männlich gelesenen Menschen Anfeindungen und/oder Ablehnung befürchten. Es gab Musik, leckeres Essen, Workshops und viele Gespräche mit den Besucher*innen des Skateparks, in denen auf die Probleme von FLINTA*-Personen aufmerksam gemacht wurde. Alles in allem war dies ein guter Anfang, um alle Menschen in der Region einzubinden und mitzudenken. 

Die Liste der Projekte, in denen Franzi sich engagiert, ließe sich jetzt noch fortsetzen, doch wir finden, die wichtigsten haben wir angeführt. Nun könnte mensch meinen, wer so viele tolle Ideen hat, der ist in aller Munde, doch hier ist die Blase derer, denen diese ganzen Dinge bekannt sind, eher klein. Ich habe versucht, Franzi zu googeln und außerhalb meines eigenen Netzwerks etwas über ihr Engagement zu finden. Einzig ein paar kleine Zeitungsartikel in der lokalen Presse ließen die Öffentlichkeit bisher wissen, wo Franzi überall mitmischt. Das finde ich tatsächlich bemerkenswert, zeigt es doch, dass Franzi nicht auf Ruhm und Ehre aus ist, sondern ihre Taten sprechen lässt - ohne sich selbst dabei zu weit in den Vordergrund zu stellen. Ihr ist nicht ihr persönlicher Vorteil wichtig. Es sind die Themen, die sie in die Öffentlichkeit trägt. Es ist der sachlich-kritische Finger, den Franzi in manche Wunde legt und immer wieder darauf hinweist, wenn etwas diskussionswürdig ist, was im ländlichen Raum wie dem Saale-Holzland-Kreis leider noch zu oft auf konservative, und damit taube Ohren stößt. 

Also: No rest for the wicked! oder wie es einst die Fehlfarben ausdrückten: "Keine Atempause, Geschichte wird gemacht - es geht voran!" Franzi brennt für ihre vielfältige Arbeit in und neben den kommunalpolitischen Gremien und deswegen hat sie diesen Frauenpreis in unseren Augen mehr als verdient.

Herzlichen Glückwunsch, liebe Franzi Reich, und weiterhin viele grandiose Ideen sowie die Kraft, um neue Projekte umzusetzen!