Warum wir auch 2022 Farbe bekennen müssen!

Max Viereck

Viele Menschen gehen davon aus, dass mit der „Ehe für Alle“ endlich alles beim Thema Gleichberechtigung für Angehörige der LSBTIQ* Community getan ist.

Mitnichten!

Auch im Jahr 2022 sind Diskriminierung und Hassverbrechen gegen Menschen der LSBTIQ* Community (immerhin 7-10% der Bevölkerung) - trotz hart erkämpfter Errungenschaften - ein alltägliches und strukturelles Problem. Eine rechtliche Gleichstellung z.B. beim Thema Adoption scheint in weiter Ferne und LSBTIQ* werden in der Öffentlichkeit mit abschätzigen Blicken, Schimpfwörtern oder gar körperlichen Gewalttaten konfrontiert. Allein 2020 sind laut dem Bundesinnenministerium insgesamt 782 Straftaten von Hasskriminalität gegen die LSBITQ* Community in Deutschland registriert. Darunter 144 Körperverletzungen und 154 Gewalttaten. Selbst die Wörter „Homophobie“ und „Transphobie“ zeigen noch die Tragweite des Rückschritts.

Es ist keine „Phobie“, also eine extreme Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen, wenn man eine Abneigung gegen LSBTIQ* hat. Das verharmlost das Problem. LSBTIQ*-feindlichkeit oder Hass trifft es da schon eher und benennt auch die eigentliche Notwendigkeit, einen nötigen Perspektivwechsel auf die schuldigen Täter*innen. Unter dieser Situation trauen sich natürlich viele Jugendliche und Erwachsene nicht sich zu outen. Sie spielen bei Familienfeiern und beim Arbeitsplatz eine Rolle, weil sie aus Angst vor Ausgrenzung und Verachtung, möglicher Misshandlung, keinen anderen Weg sehen. Nicht selten leiden sie dadurch unter einem enormen Druck, wodurch auch das Suizidrisiko um ein Vielfaches erhöht ist.

Mal davon abgesehen, dass in vielen Ländern nicht „nur“ Homosexualität, sondern alles, was von Heterosexualität und dem binären Geschlechtermodell abweicht, unter Strafe steht, gibt es auch im Saale-Holzland-Kreis und dessen Kreisstadt Eisenberg LSBTIQ*-feindlichkeit. Auch hier trauen sich LSBTIQ* nicht, sich in Familie, Schule oder Arbeitsplatz zu outen. Besonders im ländlichen Raum ist das ein Thema, welches weniger sichtbar ist als in großen Städten. Nicht ohne Grund ziehen vor allem junge LSBTIQ* vom Dorf in die Stadt, um von mehr Angeboten und Anonymität zu profitieren.

Viele weitere Gründe könnten folgen und aufzeigen, warum es auch 2022 nötig ist Farbe zu bekennen und sich weiterhin für die Rechte der LSBTIQ* einzusetzen. Deshalb findet jedes Jahr der „Christopher Street Day“ statt, deshalb ist ein „Pride Month“ notwendig und deshalb sollten auch der Landkreis und die Stadt Eisenberg angehalten sein, einen Beitrag gegen Diskriminierung und Ausgrenzung zu leisten.

Hierfür werden wir zwei Anträge: einmal im Kreistag und einmal in der Kreisstadt Eisenberg einbringen, die dafür sorgen sollen, dass die Regenbogenfahne jedes Jahr in der Woche des Internationalen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Trans*feindlichkeit am 17. Mai vor wichtigen Verwaltungsgebäuden gehisst wird.

Mit gutem Beispiel voran gehen dabei verschiedene Städte, darunter Berlin, Hamburg, Leipzig, Erfurt, Jena, aber auch kleinere Orte im Saale-Holzland-Kreis wie Kahla und Milda. Dem sollten sich noch viele weitere anschließen. Mit dem Hängen einer Fahne ist das Problem natürlich nicht gelöst, aber wir schaffen Sensibilität und Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema, Ermutigung und Unterstützung der Betroffenen und setzen ein Zeichen der Solidarität an alle LSBTIQ*.

 

Worterklärung:

LSBTIQ* Community

  • Alle Menschen, die nicht hetero und/oder CIS sind, wobei die Buchstaben für lesbisch, schwul, bisexuell, trans, inter und queer stehen.

CIS

  • Beschreibung für Menschen, die sich dem Geschlecht zugehörig fühlen, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Sie erleben häufig eine Übereinstimmung zwischen ihrem Körper und ihrer Geschlechtsidentität

Christopher Street Day

  • Der Christopher Street Day ist ein Gedenk- und Demonstrationstag, vorallem aber auch ein Festtag für LSBTIQ*. An diesem Tag wird für die Rechte der Szene sowie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung demonstriert.

Pride Month

  • Der Pride Month ist eine jährliche Feier, die im Juni stattfindet. In diesem Monat feiert die LSBTIQ* – Community auf verschiedenste Arten. Sie setzen sich für Ihre Rechte ein und feiern ihre Freiheit als LSTBIQ* – Community. Es gibt im Juni viele Straßenfeste, Veranstaltungen, Lesungen oder öffentliche Reden.